
Es ist wieder diese Zeit des Jahres…. Habt Ihr schon Shorts und Sommerkleider eingemottet? Bequeme Jeans und warme Pullis feiern jetzt ihr Comeback. FlipFlops und Ballerinas werden gegen Stiefel eingetauscht, in denen man beim Spaziergang an der knackig frischen Luft dann auch ordentlich durch die Berge von farbenfrohem Herbstlaub stapfen kann. Vorgärten und Eingangstüren grüßen mit einladenden Kränzen, Chrysanthemen-Arrangements und Deko aus Herbstklassikern wie Äpfeln, Maiskolben, Getreide, Kastanien und selbstverständlich Kürbissen! Hach, Kürbisse…..
Aus allen Richtungen grinsen uns die ausgehölten und geschnitzten Kürbislaternen mal frech, mal lustig und mal gespenstisch entgegen.
Das Schnitzen von Gesichtern in die Kürbisse stammt wie die Tradition des Halloweenfestes (von „All Hallows Eve“ – Allerheiligen) selbst aus Irland. Eine Landessage erzählt von einem trunksüchtigen und sehr geizigen Schmied namens Jack, der zu seinen Lebzeiten immer wieder Deals mit dem Teufel machte und ihn letztlich überlisten konnte, sodass er ihm seine Seele nicht verschreiben musste. Als er in hohem Alter starb, wurde er wegen seines unchristlichen Lebens auf der Erde aber auch an der Himmelspforte abgewiesen. So ist seine Seele nun dazu verdammt, bis zum Tag des jüngsten Gerichts zwischen Himmel und Hölle hin und her zu wandern; sichtbar für die Lebenden wird er jedes Jahr in der Nacht vom 31. Oktober auf den 1. November. In den kalten Nächten wärmt ihn traditionell eine Laterne aus einer Rübe, in anderen Ländern sind es auch heute noch Rüben und nicht Kürbisse, die den Allerheiligentag symbolisieren.
Von irischen Auswanderern wurde das Fest im 19. Jahrhundert in die USA importiert und hat sich dort mit anderen Einflüsse so vermischt und „amerikanisiert“, dass es heute das populäre, spaßige Gruselfest ist, das wir mittlerweile auch schon in Europa gut kennen. Neben dem „Trick or Treating“, wenn die verkleideten Kinder von Haus zu Haus ziehen und Süßigkeiten verlangen im Gegenzug für eine Garantie, den Bewohnern keine Streiche zu spielen, hat sich eben die leuchtende Fratze von „Jack’o’Lantern“ geschnitzt in einen Kürbis als Dauerbrenner etabliert.
Böse Zungen behaupten ja, das ewige Gesichterschnitzen wird langsam langweilig, aber mit Kindern kann ich das nicht unterschreiben! Es ist ein riesen Spaß. Einen unkonventionelleren Versuch ganz ohne Schnitzen habe ich dieses Jahr trotzdem mal gestartet und bin zwei Kürbissen mit Sprühfarbe zu Leibe gerückt. Das aber nur am Rande und wegen der (Achtung: krasse Portion Eigenlob!) wie ich finde hübschen Bilder 🙂 Aber schließlich dreht sich hier im Normalfall – ich bin zwar neu, aber soviel habe ich schon herausgefunden – alles um Küche und Kochen.
Wer in der (amerikanischen) Foodblogsphäre unterwegs ist, kommt dieser Tage um das Thema Kürbis ebenso nicht herum. Es gibt Suppen mit Kürbis, Kuchen mit Kürbis, Milchkaffee mit Kürbis und ich glaube sogar schon Kürbis mit Kürbis gesehen zu haben. Und darüber bin ich persönlich gar nicht mal böse! In den USA scheint es so gar keine Geschmackssache zu sein – entweder Du liebst Kürbis, oder Du irrst Dich. Hierzulande scheiden sich da nachwievor die Geister, aber einen Siegeszug des herbstlichen Gemüses kann man zweifellos beobachten. Dazu haben in den letzten Jahren vor allem neue und in Deutschland noch relativ unbekannte Einsatzmöglichkeiten und Rezepte beigetragen, die den Kürbis aus dem Suppentopf und ins Rampenlicht der Herbstküche geholt haben. Kürbissuppe – der Klassiker – schmeckt längst nicht mehr immer gleich. Exotische Versionen des Gerichts erfrischen mit Kokosmilch und Ingwer oder überraschen mit dem Aroma von Kochbananen. Auch ein feuriges Kürbis-Curry mit Reis kann den Koch- und Geschmackshorizont in Richtung Fernost erweitern und Kürbis-Gnocchi sind ein super feines und ambitioniertes Gericht, mit dem man garantiert Eindruck machen kann.
Im amerikanischen Pumpkin-Universum hat sich eine ganz bestimmte Gewürzkombination in Verbindung mit dem Kürbis durchgesetzt, die für viele der erste und einzige Grund ist, überhaupt zu dem orangefarbenen Gemüse zu greifen. Das „pumpkin spice“, das man entweder als Gewürzmischung kaufen oder selbst herstellen kann, besteht aus Muskatnuss, Gewürznelken, Ingwer, Piment und Zimt und wird gerne noch mit Vanille kombiniert.
Seit vielen Generationen kommt diese Mixtur beim Backen des traditionellen pumpkin pie zum Einsatz, ein nationales Symbol für die Herbstzeit und das Thanksgiving-Fest. Viele Abwandlungen und neue Rezeptkreationen sind entstanden, nicht zuletzt durch fleißige Blogger und Bloggerinnen, die frischen Wind in die Welt der süßen Kürbisköstlichkeiten bringen wollen. Beliebt, lecker und easy: Kürbis-Käsekuchen. Kürbis-Waffeln, schnell im Waffeleisen gemacht, schmecken fein, duften extrem herrlich und sind ein beliebter Trick von Eltern, um kleinen Gemüseverweigerern etwas Gesundes in die Nachspeise zu schmuggeln 🙂
Kekse, Muffins, Doughnuts, Pancakes…. Die Liste mit Kürbis-Desserts will kein Ende nehmen. Geradezu zum popkulturellen Phänomen hat sich in den letzten Jahren der Pumpkin-Spice-Latte entwickelt. Erfunden von Kaffee-Künstlern im bekanntesten aller amerikanischen Coffeeshops, schmeckt dieses Heißgetränk einfach nur nach Herbst in der Tasse. Sobald sich die ersten Blätter an den Bäumen färben oder die Temperaturen auch nur um wenige Grad sinken, spielen die Kürbiskaffee-Fans total verrückt. Der Hashtag #PumpkinSpiceLatte avanciert alle Jahre wieder zum trending topic auf Twitter.
Ihr seht: Ein Gemüse kann zur Obsession für eine ganze Nation werden! Na, habe ich Euch angesteckt mit der Kürbisbegeisterung? Wollt Ihr jetzt auch Euer Stück vom Kürbisglück? Da gibt es zunächst ein klitzekleines Problem. Die oben genannten Rezepte und tausend andere, die noch in den Weiten der Blogsphäre schlummern, verlangen allesamt nach einer bestimmten Zutat: Kürbis-Püree. Der Kultstatus von Kürbisgerichten hat in den USA – wenig überraschend – dazu geführt, dass es den pürierten Kürbis ganz convenient in Dosen abgefüllt und im Übrigen ganzjährig im Supermarkt zu kaufen gibt. „Canned pumpkin“ ist Dauergast in den meisten amerikanischen Vorratsschränken. Wollen wir hierzulande einen Kürbiskuchen backen oder einen selbstgemachten pumpkin spice latte genießen, dann müssen wir erst ein wenig Vorarbeit leisten. Aber habt keine Angst: das Herstellen von hausgemachtem Kürbispüree ist so simpel, dass das Dosenprodukt dadurch eigentlich seine Daseinsberechtigung verliert.
Kürbispüree ruck zuck selber herstellen – ich zeig‘ Euch mal wie das geht
War das Wetter bei Euch Anfang Oktober auch so herrlich? Ein richtig goldener Herbstanfang! Das habe ich genutzt, meinen Sohn aufs Fahrrad gepackt und bin mit ihm zum Kürbis aussuchen aufs Feld gefahren.
Man nehme also einen Kürbis seiner Wahl. Ich entscheide mich meist für einen Hokkaido, weil man da die Schale einfach dran lassen kann. Man kann aber natürlich auch zum Beispiel einen Butternut oder andere Speisekürbisse verwenden, die müssen eben vorher noch geschält werden.
Mein Exemplar war beim Kürbisverkauf als „klein“ ausgeschrieben, ich habe leider vergessen, ihn zu wiegen, um Euch genau sagen zu können, aus wie viel Kürbis man wie viel Püree herausbekommt. Schande über mich! Aber ich glaube, auf dem Foto kann man recht gut die Größe abschätzen. Aus diesem Goldstück wurden am Ende 2 Tassen Kürbispüree. Ja, ich backe gerne in „cups“. Verklagt mich 🙂
Nachdem Ihr den Ofen schonmal auf 200 °C bei Ober-Unterhitze vorgeheizt habt, wird das Grüne an beiden Enden abgeschnitten und dann muss der gesamte Kürbis dran glauben. Mit einem scharfen Messer zuerst in zwei Hälften schneiden. Die Fasern und die Kerne im Inneren könnt Ihr jetzt ganz einfach mit einem Esslöffel aus den beiden Hälften heraus kratzen. Dann wird der Kürbis in Spalten geschnitten und diese auf einem Backblech verteilt. Keine Sorge um das Blech oder das anschließende Schrubben, seltsamerweise bäckt der Kürbis (zumindest bei mir) so gut wie gar nicht an, weshalb ich mir das Backpapier eigentlich immer spare.
Kürbisspalten mittig in den Backofen schieben und eine halbe Stunde Pause machen 🙂
Macht einfach die Gabelprobe, gerne auch schon mal vor Ablauf der 30 Minuten. Wenn das Kürbisfleisch (und beim Hokkaido auch die Schale) schön weich ist und außerdem lecker, aromatisch duftet, dann ist es fertig.
Jetzt habt Ihr die Qual der Wahl zwischen Pürierstab, Mixer, Blender, Küchenmaschine, Zerkleinerer und wie die kleinen und großen Helfer alle heißen mögen. Ihr werdet da alle Eure Erfahrungen und Vorlieben haben, es ist ja auch ganz gleich, Hauptsache aus unserem gegarten Kürbis wird am Ende ein schön samtiges Püree.
Ich habe die powervolle Küchenmaschine meiner Eltern verwendet. Es hat sehr gut geklappt, natürlich muss man ab und zu mal nachstopfen oder etwas umrühren. Insgesamt hat es ca. 5 Minuten auf höchster Stufe gedauert, bis wirklich alle Stückchen verschwunden waren. Wenn es Euch so vorkommt, als wäre das Fruchtfleisch vielleicht doch noch etwas zu hart oder der Kürbis an sich etwas trocken, dann könnt Ihr einen Schuss Wasser oder auch Orangensaft (passt geschmacklich sehr gut!) zum Pürieren dazugeben.
Tja, was soll ich sagen? Das war schon der ganze Trick! Jetzt haben wir unser eigenes Kürbispüree mit letztlich nur einer einzigen Zutat und einem Minimum an Aufwand hergestellt, sieht es nicht schön aus?
Und noch viel schöner sind die vielfältigen Möglichkeiten, die wir jetzt damit haben. Es gibt Leute, die den kompletten Bestand an Kürbispüree, den sie für die ganze Saison brauchen, gleich in einem Aufwasch herstellen. Man kann es nämlich hervorragend portionsweise einfrieren. In einer luftdichten Vorratsdose im Kühlschrank hält es sich auch schon stattliche 6 Tage (ca.).
Und für welche Schweiner…. Ich meine natürlich: Leckereien verwendet Ihr diese tolle Grundzutat nun als erstes?
Also, ich für meinen Teil habe meiner Family einen Pumpkin-Cheesecake zum Sonntagskaffee gegönnt. Geht ganz easy und ohne Backen – genau mein Ding.
Schön mit Dulce de Leche obendrauf….. herrlich.
Gutes Gelingen und einen bunten und leckeren Herbst wünscht Euch
Sarah von KüchenAtlas
Hallo Sarah,
erst mal Willkommen und schön, dass Du nun auch hier schreibst. Ich finde den Kürbispost echt gelungen. Kürbis ist wirklich sehr sehr vielseitig und ich liebe es mit ihm immer wieder neue Sachen auszuprobieren.
Ein Hoch auf dieses orange Prachtstück.
Schönes Wochenende wünscht
Soli