Wissenswertes über Honig

12 Fragen an den deutschen Imkerbund E.V.:

Wie ihr bestimmt mitgekriegt habt, hat sich in unserer 21. Blogparade alles um das Thema Honig gedreht. Wir wurden mit einer regen Teilnahme belohnt und erfuhren in euren Blogposts so einiges über eure „Beziehung“ zum Bienenhonig. Dabei wurden viele interessante Aspekte wie beispielsweise die Konsistenz des Honigs angesprochen. Das hat uns natürlich neugierig gemacht und uns dazu bewogen, die süße Nascherei näher unter die Lupe zu nehmen.

Was gibt es Wissenswertes über Honig? Wir haben direkt beim deutschen Imkerverbund nachgefragt. Von Frau Friedrich, zuständig für den D.I.B. Pressedienst, erhielten wir interessante Antworten auf viele Fragen zum Thema Honig. Diese tollen Informationen wollen wir euch natürlich nicht vorenthalten. Wir wünschen allen Honig- und Bienenliebhabern viel Spaß beim Lesen!

1. Seit wann gibt es Ihren Verband und wie ist er entstanden? Wie ist Ihr Verband aufgebaut und wie viele Mitglieder sind darin organisiert? Welche Ziele verfolgt Ihr Verband?

Der Deutsche Imkerbund (D.I.B.) wurde 1907 auf der Vereinigungsversammlung zwischen Wanderversammlung, Zentralverein und Reichsverein in Frankfurt/Main gegründet.
Der D.I.B. ist mit seinen 19 Imker-/Landesverbänden und ca. 3.000 Bezirks-, Kreis- und Ortsvereinen Dienstleister für alle Imker. Als Dachorganisation vertritt er die Interessen aller organisierten Imker.

Seine Aufgaben sind:

  • Durchsetzung imkerlicher Interessen auf allen politischen Ebenen
  • Darstellung in der Öffentlichkeit
  • Schaffung günstiger Marktbedingungen
  • Gezielte Absatzförderung für die Verbandsmarke „Echter Deutscher Honig“
  • Kontinuierliche Produktpflege und Qualitätsverbesserung der nach den Richtlinien des Verbandes gewonnenen Honige
  • Produktkontrolle nach festgeschriebenen Qualitätsstandards
  • Schulung und Information
  • Forschung und Entwicklung

Der Dachverband unterstützt die tägliche Arbeit der Imker durch:

  • Kontinuierliche Information, zum Beispiel über neue wissenschaftliche Ergebnisse
  • Beratung auf allen Gebieten der Honiggewinnung und -vermarktung (dafür stehen speziell ausgebildete Honig-Obleute zur Verfügung)
  • Fortbildungsangebote
  • Verfügbarkeit von Marktforschungsergebnissen
  • Mittel zur Absatzförderung (Werbe-, Verpackungs- und Informationsmaterial)
  • Verkaufsförderungsprogramme

Derzeit hat der D.I.B. rund 88.500 Mitglieder mit 620.000 Bienenvölkern.

2. Gibt es in Ihrem Verband Richtlinien für die Bienenhaltung und die Honigverarbeitung? Wenn ja wie sehen diese aus?

Für die Bienenhaltung gibt es über die gesetzlich geltenden Vorschriften hinaus nur Zuchtrichtlinien. Zu den staatlichen Vorschriften zählen das Tierschutzgesetz, die Bienenschutz- und Bienenseuchenverordnung.

Für Honig sieht es ein wenig anders aus, da der D.I.B. eine eigene Marke besitzt (das Imker-Honigglas „Echter Deutscher Honig“). Wenn unsere Mitglieder diese Marke nutzen wollen, müssen sie sich nicht nur den allgemein geltenden Rechtsvorschriften (Honigverordnung, Lebensmittelkennzeichnungsverordnung usw.) unterwerfen, sondern die Bestimmungen zu den Warenzeichen des D.I.B. beachten. Mehrere Tausend Honige im Imker-Honigglas werden von uns jährlich in eigenen Untersuchungsstellen auf Qualität hin überprüft, die über den Normen der Honigverordnung liegen muss.

3. Wie und wie oft werden Ihre Mitglieder auf die Einhaltung dieser Richtlinien überprüft?

Jährlich werden mehrere Tausend Honige direkt in den Imkereien für eine Untersuchung im Labor abgerufen. Darüber hinaus lassen viele Imkereien vor Abfüllung ins Glas ihre Honige in unseren Untersuchungsstellen untersuchen. Hier wird geprüft, ob sie den strengen Qualitätsrichtlinien entsprechen. Auch Verbraucher senden uns gekaufte Honige mit Verdacht auf Qualitätsmängel zur Untersuchung zu.

In unseren Imker-/Landesverbänden finden darüber hinaus jährlich Honigprämierungen statt. Honige im Imker-Honigglas werden auf Qualität geprüft, um dann eventuell mit Prädikat verkauft werden zu können.

4. Welchen Herausforderungen oder Problemen sehen sie sich als Verband und Branche in den nächsten Jahren gegenüber gestellt?

Seit vielen Jahren haben wir die gleiche Aufgabe – die Förderung der Bienenhaltung in Deutschland, damit durch die Bestäubungstätigkeit der Honigbiene an Wild- und Kulturpflanzen eine artenreiche Natur erhalten bleibt. Dazu braucht es zum einen Imkerinnen und Imker. Hier haben wir glücklicherweise seit 2008 einen Aufschwung zu verzeichnen, der konstant anhält. Vor allem in Städten wollen immer mehr Menschen (mehr Frauen als Männer) Bienen halten. Dieser Trend weist aber zugleich auf unser größtes Problem hin – die Zahl der Bienenvölker steigt nicht. Das hat verschiedene Ursachen:

1. Es fehlt an vielfältiger und ausreichender Nahrung für Bestäuber im ländlichen Raum vom Frühjahr bis zum Spätsommer (in der Stadt ist es da).- Hier müssen machbare Lösungen im Kontext mit der Landwirtschaft und den Gemeinden gefunden werden, womit alle Seiten leben können.
2. Der Einfluss von Pflanzenschutzmitteln erschwert die Bienenhaltung auf dem Land – ganz wichtig ist das Gespräch mit den Landwirten vor Ort. Darüber hinaus fordern wir ein Verbot von Neonicotinoiden, die ein besonderes Risiko für Bienen darstellen und gleichzeitig mehr Forschung auf diesem Gebiet, um die Wirkung auf Bienen und andere Bestäuber zu belegen.
3. Die Varroamilbe führt deutschlandweit zu hohen Überwinterungsverlusten. – Hier ist die Beratungs- und Schulungstätigkeit für Imkereien ganz wichtig, um Verluste niedrig zu halten.
4. Ein Einsatz von gentechnisch veränderten Pflanzen in der Landwirtschaft würde für die Imkerei unabschätzbare Risiken bedeuten. – Hier gilt es, der Politik die Risiken dieser Technik für die Imkerei aufzuzeigen.

Alle diese vier Sachverhalte sind derzeit die Schwerpunkte, an denen unser Verband arbeitet.

5. Wie wird man eigentlich Imker?

Um Imker zu werden, braucht es bisher keinen Schein wie bei Jägern oder Fischern. Es kann erst einmal jeder Imker werden. Das sollte jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass Imkerei nicht so einfach zu erlernen ist und viel Einfühlungsvermögen braucht. Man sollte ein paar Grundvoraussetzungen mitbringen: sich für die Natur interessieren, körperlich fit sein, keine Bienengiftallergie haben, vor allem in den Sommermonaten Zeit für das Hobby und ein Grundstück oder Garten haben, wo Bienen gehalten werden können.

Auch zu beachten: Ist man Imker, so ist man nicht nur Tierhalter, sondern auch Lebensmittelproduzent. Man hat es also mit einer ganzen Reihe von Gesetzen und Verordnungen zu tun, an die man sich halten muss.

Die Biene lebt zwar heute als Haustier, ist aber mit keinem anderen dieser Tiere zu vergleichen. Sie ist ein Wildtier, das ihren Lebenszyklus sehr stark nach den Umweltbedingungen und dem Wetterverlauf ausrichtet. Das macht Bienenhaltung zum einen spannend, zum anderen aber auch schwierig, denn kein Bienenjahr verläuft wie das andere. Es ist also ein ewiger Lernprozess, den man als Imker beginnt. Deshalb sollte man die Imkerei unbedingt mit einem Anfängerkurs beginnen, der in vielen Imkervereinen oder Bieneninstituten angeboten wird. Dort findet man auch weitere Schulungsangebote wie z. B. Honigkurse.

Einen Imkerverein beizutreten, ist genauso zu empfehlen, da man dort Hilfe von erfahrenen Imkern (Patenimker) bekommt und gleichzeitig über den Mitgliedsbeitrag die notwendigen Versicherungen hat. Auskünfte erteilt der D.I.B. oder seine 19 Imker-/Landesverbände.

6. Wo sehen Sie den Beruf des Imkers in 5 bis 10 Jahren? Was wird sich ändern, was wird gleich bleiben?

Es wird in 5 – 10 Jahren genauso viele Imker geben wie jetzt, denn durch den Nachwuchs hat sich der Altersdurchschnitt auf 57 Jahre verringert. Ich hoffe, dass es dann auch wieder ein paar mehr Bienenvölker gibt. Das hängt aber ganz stark davon ab, ob die Politik so sensibilisiert für das Thema bleibt, wie sie es gerade ist. Die EU hat seit letztem Jahr mehr Finanzmittel für die Bienenpolitik zur Verfügung gestellt. Und auch bei den GAP-Verhandlungen, die kurz vor den Abschluss stehen, scheint sich eine positive Wende in Richtung Ökologisierung der Landwirtschaft abzuzeichnen. Zwar wurden die anfänglichen Entwürfe beschnitten, jedoch wird es einige Greening-Maßnahmen geben, die Landwirte einhalten müssen, um Gelder zu erhalten.

Die Struktur der Imkerei wird in 5 – 10 Jahren genauso aussehen, wie sie seit vielen Jahrzehnten ist. Über 99 % werden die Imkerei als Freizeitbeschäftigung oder im Nebenerwerb betreiben, nur wenige werden den Beruf ausüben.

7. Wie entstehen die unterschiedlichen Honigsorten? Warum sind manche Honigsorten flüssiger und andere fester?

Sortenhonige von nur einer Pflanzenart sind in unserer vielfältigen Landschaft eher die Ausnahme. Deshalb gibt es neben den dunkleren Honigtauhonigen vor allem die helleren Blütenhonige. Sie vereinen eine ganze Palette an Blütenpollen und sind deshalb sehr beliebt. Einen Honig mit bestimmten Pflanzennamen zu kennzeichnen (z. B. Rapshonig) ist nach der gültigen Honigverordnung nur dann erlaubt, wenn

1. Geruch und Geschmack
2. die chemisch/physikalischen Merkmale und
3. das mikroskopisch bestimmte Pollenbild sortenspezifisch stimmen.

Die Ernte von Sortenhonigen ist nur dort möglich, wo die jeweiligen Trachtpflanzen verstärkt vorkommen. „Tracht“ ist streng genommen das Nahrungsangebot an Nektar, Honigtau oder Pollen, das den Bienen in einem Flugradius von ca. 3 km zur Verfügung steht. Regionale Unterschiede wie Boden- und Klimaverhältnisse haben einen direkten Einfluss auf das Trachtangebot. Deshalb ist Honig auch nie gleich Honig. Saisonale klimatische Bedingungen wie Niederschläge, Temperatur und Sonnenstrahlung sind Gründe dafür, dass in derselben Region von Jahr zu Jahr das Trachtangebot variieren kann.

Glas-Diagramm_neu KopieJeder naturbelassene Honig ist zuerst flüssig und wird früher oder später fest (er kristallisiert), was ganz natürlich ist. Grund dafür ist der hohe Traubenzuckeranteil, wobei der Zeitpunkt von der jeweiligen Honigsorte abhängt. Als Faustregel gilt:

Helle Honige kristallisieren (bis auf Robinien/Akazienhonig) oft schon in wenigen Tagen, da hier der Traubenzucker überwiegt. Dunkle Honigsorten bleiben dagegen wegen ihres niedrigen Traubenzucker- und hohen Fruchtzuckeranteils länger flüssig.

Erwärmt man kristallisierten Honig (nicht über 40 Grad), wird er bereits bei Zimmertemperatur wieder weich und flüssig. Bleibt der Honig dann wieder für längere Zeit stehen, erreicht er erneut seinen kristallinen Endzustand.

8. In wie weit haben regionale, saisonale und witterungsbedingte Unterschiede einen Einfluss auf den Honig? Wenn das Wetter einen Einfluss hat, wie ist es dann konkret dieses Jahr?

Siehe Frage 7.

In diesem Jahr war die Frühjahrsernte sehr schlecht. Durch den langen Winter, ging die Königin sehr spät in Brut. Demzufolge gab es spät neue Flugbienen. Auf den langen Winter folgte eine sehr kurze Blühphase, wo alles auf einmal blühte. Die Bienenvölker hatten zu diesem Zeitpunkt wenige Flugbienen. Danach kam der lang anhaltende Regen, bei dem Honigbienen nicht fliegen. So ernteten die Imker, wenn sie überhaupt etwas ernten konnten, durchschnittlich 10 kg/Volk, normal sind 25 – 30 kg.

Für die Sommerernte sieht es jetzt besser aus. Hier liegen aber noch keine konkreten Meldungen vor.

9. Das Thema Bio-Honig erscheint auf den ersten Blick sehr umfangreich und wird kontrovers diskutiert. Stichwort Bienenflug, Naturwabenbau und Medikamente. Wie ist Ihre Meinung dazu?

Bio-Honig gibt es eigentlich nicht, denn am Produkt Honig kann der Imker nichts beeinflussen. Laut Honigverordnung darf dem Honig nichts entzogen und nichts hinzugefügt werden – er ist ein reines Naturprodukt.

Jedoch unterscheidet sich die Bio-Imkerei von der konventionellen Imkerei in der Art der Bienenhaltung. Hier haben die verschiedensten Bioverbände Vorschriften für Imkereien auferlegt. Dazu zählt z. B. die Bienenhaltung in Holzmagazinen, die nur mit ökologischen Anstrichen behandelt werden dürfen. Der Königin dürfen keine Flügel beschnitten werden. Die Zufütterung darf nur mit Bio-Zucker erfolgen. Für die Krankheitsbekämpfung dürfen keine chemischen Mittel eingesetzt werden. Die Bienenvölker dürfen nur an ökologisch bewirtschafteten Flächen aufgestellt werden.

Die meisten dieser Prämissen werden von konventionellen Imkereien genauso eingehalten. Zu bezweifeln ist, ob ein Aufstellen der Bienenvölker an Ökolandbauflächen ausschließt, dass Bienen auch auf konventionelle Flächen fliegen.

10. Was für einen Ratschlag, Tipp oder Empfehlung haben Sie für den Honigkäufer? Auf was sollte er beim Honigkauf achten?

Aus ökologischer Sicht sollte er vor allem deutschen Honig kaufen, denn dann tut er gleichzeitig etwas für unsere Natur und den Erhalt der Artenvielfalt. Deutschen Honig findet man nur selten im Supermarkt und nie beim Discounter, sondern beim Imker selbst, auf dem Wochenmarkt oder im ausgewählten Fachgeschäft.
VerbraucheraufklEntscheidet man sich für die Marke „Echter Deutscher Honig“, so kann man davon ausgehen, dass man ein qualitativ hochwertiges Produkt kauft. Für mich ist Honigkauf auch Vertrauenssache. Sicher gibt es einen Imker in der Nähe, bei dem man schauen kann, wie der Honig ins Glas kommt.

11. Wenn Sie sich unter den vielen verschieden Honigsorten für einen als Lieblingssorte entscheiden müssten, welche wäre das und warum?

Für mich Blütenhonig, weil er immer wieder anders schmeckt und eine Vielzahl an verschiedenen Buketts und Geschmacksrichtungen bietet. Außerdem bevorzuge ich seine cremige Konsistenz.

12. Haben wir eine wichtige Frage vergessen? Hier ist Platz für ein weiteres Thema oder Ihr ganz persönliches Statement.

Ich glaube, dass war sehr ausführlich. Verweisen möchte ich auf unsere Homepage, auf der der Verbraucher eine Vielzahl an Informationen findet. Ach ja und noch zu erwähnen wäre: Jeder kann heute etwas für Bienen tun. Dazu muss man kein Imker sein. Jeder sollte auf den eigenen Balkon, die Terrasse oder den Garten gehen und schauen, ob sich dort Nahrung für Bestäuber findet.

Es muss nicht der kurz geschnittene englische Rasen oder der Geranien-Balkonkasten sein. Es gibt viele tolle bunte Alternativen. Und wenn es im eigenen Garten summt und brummt und alles herrlich blüht, dann freut das sicher jeden. Tipps dazu auf: http://www.deutscherimkerbund.de/index.php?bienenweide-damit-honigbienen-was-blueht