Thema „Kitsch“ – Ein Interview mit Minimalismus-Bloggerin Monica Albrecht

love.blattgold.jpgIm Dezember befassen wir uns mit Weihnachtskitsch und anderem Klimmbimm und freuen uns sehr, dass Moni von Mini.Me Life sich bereit erklärt hat, den Blick einer Minimalismusbloggerin auf dieses Thema für uns darzulegen. Ein Gespräch über Konsumverzicht zur Konsum-Hochzeit, eine singende Christbaumkugel, kitschig kochen mit Blattgold und warum weniger gerade an den Feiertagen mehr ist – so rein aus gesundheitlichen Gründen… viel Spaß beim Lesen!

Liebe Moni, Du hast ja vor ca. einem halben Jahr von einem reinen Foodblog ins Genre „Minimalismus“ gewechselt. Magst Du kurz für die erzählen, die Dein neues Blogprojekt noch nicht kennen, was ein Minimalismus-Blog genau ist und was Dich als Bloggerin in diesem Themenbereich so tagtäglich umtreibt?

“Hallo liebe Sarah. Ja gerne erzähle ich ein bisschen darüber. Ein Minimalismus-Blog ist im Grunde ein Lifestyle-Blog, der sich mit Dingen befasst, die das Leben leichter und einfacher machen. Da es hierfür unzählige Möglichkeiten gibt, sind die Themenbereiche ziemlich breit aufgestellt. Sie erstrecken sich vom Zeitmanagement über das Ausmisten der eigenen Wohnung bis hin zu Umweltschutzthemen wie Plastik-Vermeidung und ähnlichem. Auch gesunde Ernährung, Konsumverzicht, minimalistische Freizeitgestaltung und Do-It-Yourself-Anleitungen sind Themenbereiche auf einem Minimalismus-Blog.”

Spannend! Da gibt es doch sicher jede Menge “Kontroversen” in der kitschüberfluteten Advents- und Festtagszeit 🙂 Die Dezember-Blogparade auf KüchenAtlas fragt ja genau danach. Wie stehst Du zum Thema Kitsch und wie hat sich diese Meinung geformt?

Kitsch ist bei mir ein ziemlich schwieriges Thema. Auf der einen Seite bin ich Fan einer “cleanen” Umgebung mit hellen Farben und aufgeräumten Flächen – auf der anderen Seite mag ich aufwändige Weihnachtsdeko mit vielen Lichtern total gerne. Vor allem, wenn es in die amerikanische Richtung geht. Außerdem bin ich ziemlich anfällig für “Nerd-Kitsch” aller Art. Letztes Jahr zierten beispielsweise kitschige Weihnachtsfiguren von Duplo meinen Adventskranz und an meinem Weihnachtsbaum hing eine Christbaumkugel, die anfing zu singen, wenn man in die Hände klatschte.

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Kitschig aber natürlich: was Moni wohl zu meinem Advents-Tablett sagen würde…?

Und wo hört für Dich persönlich der Spaß auf?

Seit diesem Jahr, bzw. seit ich mich mit Minimalismus-Themen beschäftige, hört der Spaß für mich dann auf, wenn etwas in Zwang ausartet, anstrengend wird oder nur deshalb gemacht wird “weil man es halt so macht”. Ich dekoriere dieses Jahr zum Beispiel weitaus weniger als die Jahre zuvor. Nicht, dass ich es nicht schön finden würde, aber ich habe dieses Jahr bisher einfach noch nicht die Lust dazu gehabt.

Kann man auch “kitschig” bzw. minimalistisch kochen?

Oh ja, das kann man. Beim Stichwort “kitschig kochen” kommt mir zum Beispiel sofort all der überflüssige Schnickschnack in den Sinn, dessen einziger Zweck es ist, Eindruck schinden zu wollen. Aufwändige Dekorationen auf den Tellern zum Beispiel. Oder noch schlimmer: Verzierungen mit Blattgold. Beim minimalistischen Kochen dagegen steht einfach das Produkt im Vordergrund und darf für sich alleine glänzen. Bodenständige Gerichte ohne große Extras – dafür mit ganz viel Geschmack.

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…oder zur aufwändigen Iglu-Torte?

Konkret? Würdest Du uns mal ein fiktives, minimalistisches Weihnachtsmenü aus dem Ärmel schütteln?

Sicher: Pastinaken-Cremesuppe als Vorspeise, Rindersteak mit selbst gemachten Herzoginkartoffeln und Gemüse als Hauptspeise und als Dessert ein Karamell-Flan mit Bratapfelkompott. Zugegeben, ganz fiktiv ist das Menü nicht, denn exakt dieses Menü wird es bei uns an Heilig Abend geben. Das Tolle an diesem Menü ist, dass man so gut wie alles schon im Vorfeld vorbereiten kann. Sowohl die Sauce, als auch die Herzoginkartoffeln schlummern beispielsweise bereits in meiner Gefriertruhe und warten auf ihren Einsatz. Suppe und Flan kann man sehr gut vormittags vorbereiten. Fleisch und Gemüse wird kurz vorher gebraten und braucht nicht lange. So hat man ganz viel Zeit für quality-time mit seinen Gästen.

Das klingt in jedem Fall verlockend! Und wie dekorierst Du zu Weihnachten Deine Küche, wo diese ganzen Leckereien zubereitet werden?

Ich habe in meinem Küchenregal ein großes Weckglas stehen. Darin sind grüne und rote Christbaumkugeln- und Sterne. Sonst gibt es keine Deko in meiner Küche. Die ist mir aktuell sowieso schon wieder viel zu voll 🙂

Und nun noch eine Frage zum Thema “Schenken” – Da kann man ja auch schnell mal ins Trash-Näpfchen treten 🙂 Wie vermeidet man das?

Ich vermeide das ganz einfach, indem ich vorrangig “Zeit-Geschenke” mache. Also so Dinge wie eine Einladung zum Essen, ein Familienausflug oder Ähnliches. Materielle Dinge haben die Meisten von uns ja sowieso mehr als genug.

Da hast Du sicher Recht. Das ganze Thema hat ja auch viel mit Zufriedenheit zu tun. Glaubst Du, dass ganz nach dem Motto ‘weniger ist mehr’ kitschfreie Feiertage glücklicher machen? Stehen aufwändige Geschenke und tagelang vorbereitete Menüs der Zufriedenheit letztlich im Weg?

Ja das glaub ich in jedem Fall. Viele Menschen wollen die perfekten Feiertage – ein Weihnachtsfest wie aus der Werbung, bei dem einfach alles passt. Perfekte Deko, einen perfekten Baum, das perfekte Essen, Harmonie innerhalb der Familie… Aber wehe es geht mal etwas schief, dann ist die Laune sofort im Keller. Wer das Ganze statt dessen ganz einfach hält, der erlebt die Feiertage einfach ruhiger, entspannter und letztendlich auch zufriedener.

Das ist ein perfektes Stichwort, liebe Moni, um Dir und Deinen Lieben genau das zu wünschen! Eine ruhige, entspannte Zeit, mit exakt dem für Dich richtigen Quantum Kitsch und ansonsten voller Zufriedenheit, low-key-Leckereien und schönen Stunden ob in der Küche oder sonstwo 🙂 Ganz vielen Dank für das nette Interview und bis bald!



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Ein Bisschen Spaß muss sein!

Und wie seht Ihr das? An Weihnachten lieber voll auf die Zwölf oder alle Fünfe grade sein lassen? Egal ob Ihr zur „Würstchen mit Kartoffelsalat-Fraktion“ oder zum „Team getrüffelter Truthahn mit unendlich vielen Beilagen und zum Nachtisch vielleicht noch irgendwas mit Blattgold“ gehört:

KÜCHENATLAS WÜNSCHT EUCH FROHE FEIERTAGE!

(…und natürlich würden wir uns riesig freuen und vielleicht sogar tanzen wie ein „Rocking around the Christmas Tree“-singender Weihnachtsmann, wenn sich noch einige Beiträge zu unserer Spenden-Parade einfinden würden!)